Summ Sala Blüh

Wer labt sich am duftenden Veilchen?

 

Familienführung Großer Tiergarten

Tiergarten

Unser Startpunkt war der S-Bahnhof Tiergarten. Von dort ging es in Richtung Klopstockstraße und anschließend über die große Kreuzung hinein in den Park. Bevor wir richtig in den Tiergarten eingetaucht sind, gab es eine kleine Einführung zu Insekten durch unseren heutigen Experten Jonathan Neumann. Er hatte außerdem zwei Nachtfalter dabei, die sich die Kinder aus nächster Nähe anschauen konnten. Eine Bunte Bandeule (Noctua fimbriata), die sogar leuchtend grüne Eier gelegt hatte, sowie eine Gemüse-Eule (Lacanobia oleracea).

 

Danach ging es los! Wir sind in den ´Großen Weg´ eingebogen, einer der Hauptwege des Tiergartens. Der Weg verläuft entlang mehrerer miteinander verbundener Gewässer. Gleich zu Beginn führt eine kleine Abzweigung ans Wasser, von wo aus sich gut verschiedene Wasservögel beobachten lassen. Wir entdeckten Stockenten (Anas platyrhynchos), Schwäne, Weibchen von Reiherenten (Aythya fuligula), Hausenten (Anas domestica), bzw. Hybride und eine Mandarinente (Aix galericulata). Kleiner Fact: Während die Männchen der Mandarinente im Winter prächtig bunt gefärbt sind, tragen sie im Sommer ein schlichtes braunes Federkleid, wie die Weibchen.

 

Wieder zurück auf dem Hauptweg fanden wir viele Eicheln mit kleinen Löchern. Diese stammen i.d.R. vom Eichelbohrer (Curculio glandium), einem Rüsselkäfer. Er legt seine Eier in Eicheln ab und die Larven fressen sich anschließend durch das Innere. Verlässt eine Larve die Eichel, bleibt ein kleines Loch zurück. Unser Experte hatte sogar ein Exemplar dabei! Gemeinsam mit den Kindern knackten wir auch einige Eicheln auf. Manche waren leergefressen, in einer fanden wir tatsächlich noch Eichelbohrerlarven und in einer anderen eine Raupe. Eicheln sind sehr begehrt!

 

Ein Stück weiter probierten wir die sogenannte Klopfmethode aus. Dabei hält man einen Regenschirm unter einen Baum/Strauch, schüttelt diesen und fängt alle was dabei herausfällt im Schirm auf. So fanden wir einige Spinnen wie die Listspinne (Pisaura mirabilis), die Vierfleck-Zartspinne (Anyphaena accentuata) und den Hausdornfinger (Cheiracanthium mildei). Zahlreiche Asseln, einen Ohrenkneifer und eine erstaunlich gut getarnte Spannerraupe, die wie ein Ast aussieht. Außerdem entdeckten wir den Asiatischen Marienkäfer (Harmonia axyridis) in verschiedenen Entwicklungsstadien.

 

Entlang des Weges wuchs viel Kleines Springkraut (Impatiens parviflora). Das Besondere: Die Färbung der Blüten ist sehr vielfältig. Die meisten sind hell gelb, andere ganz in weiß, manche sogar halb-halb und wieder andere haben eine ausgeprägte braune Musterung. Die Blüten wurden eifrig von vielen Bienen und Hummeln besucht, zum Beispiel von der Ackerhummel (Bombus pascuorum). Auch einige Spinnen hatten hier ihre Netze gespannt. 

 

Am Ufer des nahe gelegenen Gewässers beobachteten wir Wasserläufer (die übrigens zu den Wanzen gehören), Libellen und ein Blesshuhn. Die Libellen waren, wie so oft, zu flink für ein Foto. Zudem fanden wir ein Stück einer Schere vom Amerikanischen Sumpfkrebs (Procambarus clarkii), einer invasiven Art. An einer alten Linde tummelten sich außerdem einige Gemeine Feuerwanzen (Pyrrhocoris apterus). Damit hatten wir (neben dem Eichelbohrer) bereits die zweite Art aus unserem Domino entdeckt!

 

Nach einer kleinen Gewässerüberführung sind wir links in einen kleineren Nebenweg eingebogen und haben an der nächsten Kreuzung einen Halt gemacht. Beim erneuten Klopfen entdeckten wir u. a. eine Herbstspinne (Metellina segmentata), eine junge Wipfel-Stachelwanze (Acanthosoma haemorrhoidale), die noch nicht die typische Färbung der erwachsenen Tiere besaß und einen Streckfuß (Dicranopalpus ramosus). Der Streckfuß ist eine Weberknechtart und hat seinen Namen einem kleinen Zaubertrick zu verdanken. Diese Art streckt ihr Beine zu beiden Seiten aus und schmiegt sich ganz flach an Äste, wodurch sie fast unsichtbar werden. Außerdem noch eine Südliche Eichenschrecke (Meconema meridionale). Obwohl sie keine Flügel besitzt, hat sie sich in Deutschland sehr schnell ausgebreitet. Der Grund dafür: Sie fährt gerne „Auto“. Die Langfühlerschrecke sitzt z.B. in den Seitenspiegeln und springt dann beim nächsten Halt oder am Zielort wieder ab.

 

Der rechte Weg führte dann zurück auf den Hauptweg, den wir wieder bis zum Startpunkt entlanggingen. Auf dem Rückweg konnten wir noch mehrfach einen Habicht (Astur gentilis) beobachten, der durch die Bäume und die Parkanlage glitt.